Lianen Tine Sprandel 201020

Lianen

Moder an verblichenen Blätterhaufen,
Blättränder, die im Morgenlicht
glitzern – ohne Trost –
Frustlianen wuchern durchs Land.

Da, Igel konferieren unter Totholzstapel,
sie atmen im Heckenhaus
– Rotte als Rettungsraum –
Brombeerranken erhebt euch!

© TS 10-2020

in Lyrik, Worte statt Bilder
Jenseits des Lichtkegels Sprandel

Kapitel 1 Rebecca

„Jetzt geht’s los. Jetzt geht’s los. Jetzt geht’s los!“, schreien die Künstler und rennen mit gebeugtem Rücken durch die Zuschauermenge. Rebecca und Angela stellen ihre Zellulosebecher mit Rotweinresten auf einen der überfüllten Stehtische im Vorraum und schlängeln sich an den Wartenden vorbei, um in der Arena ihren Platz einzunehmen. Die Stimmung ist gut.

„Nicht der Knüller, doch so gut, dass sich die zwei Coins auf jeden Fall gelohnt haben“, findet Angela.

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in leseproben

Von Elsa Rieger und Victoria Suffrage

Cover "Ohne Schuld" von Elsa Rieger und Victoria SuffrageSpannend geschrieben mit liebenswerten Charakteren, die trotz ihrer Krisen den Lebensmut und die Frische nicht verlieren!

Der Roman „Ohne Schuld“ von Victoria Suffrage und Elsa Rieger zeichnet das Leben zweier junger Frauen ohne Kompromisse. Manche Umstände (die bourgoisen Eltern zum Beispiel) erscheinen einem fast klischeehaft – in der Summe verstärken sie aber gekonnt die emotional einsamen Verhältnisse, die die Mädchen in der Vorstadt erleben müssen. Und trotzdem bleiben sie immer nahbar und liebenswert.

Nina und Jenny versuchen durch Blutsfreundschaft der Kälte ihrer Umgebung zu entkommen. Sie verfangen sich in einfachen Schulmädchenträumen und ihre Zukunft geht bergab: tolle Figur, toller Kerl, freier Sex, Kind – Sackgasse. Für die Freundin sieht es nicht besser aus: keine so tolle Figur, ein netter Mann mit schlimmer Vergangenheit – Sackgasse. An ihren eigenen Träumen (Model und Designerin werden) ziehen sie sich immer wieder hoch – doch als der kleine Sonnenschein, Ninas Sohn, stirbt, drohen auch die Träume zu sterben. Trauer und Schuld treten in ihr Leben ein. Und sie können nicht darüber reden. Das ist das Bitterste. Die Schuld scheint zu groß.
Der Roman zeigt wie durch ein Vergrößerungsglas die emotionale Armut unserer Gesellschaft und den Hang der Menschen, nur die halbe Wahrheit zuzugeben. Verdrängen bis die Schwelle zu einer scheinbar unüberwindbaren Hürde angewachsen ist. Um diese Hürde zu überwinden braucht es besondere Menschen, die die Gabe haben, mit einfachen Worten und Gesten zu verbinden. Dank dieser Figur, die in Elsas und Victorias Roman „Merlin“ heißt, erhält der Leser einen Lichtblick.
Ein großer Roman, mit temporeicher Sprache und zwei Ich-Erzählerinnen, die das Geschehen gekonnt verdichten. Hat mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Vielen Dank dafür!

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in Leserei, Tipps & Meinungen

„Heiliger Bodenkrümel, wo bin ich nur hingeraten? Hier kann ich nicht bleiben!“ …

Buch "Haben Regenwürmer Augen?"Es ist heiß. Knut, der Regenwurm, kriecht tiefer in ein kühles Erdloch, dort fühlt er sich viel
besser. Minuten später überf lutet ein Regenguss alle Kuhlen und Gänge.
„Heiliger Bodenkrümel, wo bin ich nur hingeraten? Hier kann ich nicht bleiben!“, denkt Knut und wühlt sich durch den sandigen Boden wieder an die Oberf läche.

Draußen ist es angenehm feucht. Doch schon bald scheint die Sonne wieder. Knuts geringelter
Körper prickelt wie Brausepulver. Er zuckt zusammen. Mit Sonnenschein kann er nichts anfangen. Normalerweise wagt er sich nur bei Dunkelheit an die Oberf läche.

„Ich werde vertrocknen!“, schimpft er. Plötzlich hebt sich die Erde um ihn herum
und Knut fliegt durch die Luft. mehr +

in leseproben

Cover des Kriminalromans "Wenn ich tot bin, werd ich Diamant" von Tine SprandelEnde Juni, in den französische Alpen
Ein Arm zog Lena von der Felskante.
„Vorsicht“, sprach eine tiefe Stimme mit leicht hysterischen Zwischentönen. Sie hatte sich das Massiv am Mont Blanc bewusst ausgesucht. Sie wollte den Berg der Berge in den Alpen vor den Augen haben, wenn sie fiel. Und nun hielt sie irgendein Trottel für lebensmüde.
Sie blickte hinter sich. Nein. Nicht. Der.
Grotolowsky.
„Wo kommst du her?“
„Zufall.“
„Lügner. Mein Vater hat dich als Aufpasser geschickt!“
Grotolowsky machte ein schuldbewusstes Gesicht.
„Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“
„Auf Sepps Seite. Sonst auf keiner.“ mehr +

in leseproben

Woher kommt die Schönheit der Goldmulle?

Wahre Schönheit kommt nebenbei

Wahre Schönheit kommt von innen, heißt es. Die Tierwelt lehrt uns umdenken: Wahre Schönheit kommt nebenbei. Oder sogar als Abfallprodukt, wie bei der Goldmulle (Chrysochloridae).
Goldmullen leben unter der Erde, sie ähneln zwar den Maulwürfen, sind aber nicht mit ihnen verwandt. Sie kommen in der Südhälfte Afrikas vor, dabei wählen sie je nach Art unterschiedliche Lebensräume. Ob unter Grasland, Wüstensand oder Gerbirgsregionen, Goldmullen graben sich Gänge tief ins Erdreich und leben vorallem von Insekten. Die spezielle Nahrungsauswahl variiert von Art zu Art.
Normalerweise zeichnen sich solche Lebewesen nicht durch Farben, Glanz oder sonstige besondere äußere Merkmale aus. Sie sind selber fast blind und immun gegen optische Reize. Bei der Goldmulle ist das anders. Ihr Fell glänzt und schillert von gold bis grün, von metallisch rötlich bis purpur. Erdbewohner mit außergewöhnlicher Schönheit!

Die Goldmulle und ihr bizarres Schillern

Forscher haben nun herausgefunden, wie die Natur der Goldmulle das bizarre Schillern geschenkt hat: Das Fell besteht aus einzelnen Härchen in Form von Paddeln. Jedes dieser „Paddelblätter“ ist unterschiedlich ausgerichtet. Fällt Licht auf das Fell, wird es unterschiedlich gebrochen. So entstehen die Farbschattierungen und der irisierende Glanz. (Quelle biology letters, online).

Doch wozu die ganze Mühe?

Goldmullen sind doch immun gegen optische Reize. Es geht nicht um Werbung für das andere Geschlecht, auch nicht um besonderen Schutz in ihrer Umgebung. Die Wissenschaftler arbeiten noch an eindeutigen Erklärungen. Eine Möglichkeit wäre, dass das Fell dank der speziellen Form und Ausrichtung der Härchen in der Erde sauberer bleibt und die Tiere sich geschmeidiger bewegen können. Außergewöhnliche Schönheit – ganz nebenbei.

Mehr zu den Goldmullen

Foto: ilbusca@istockphotos.com

in Prosa

Tauwetter

autofahren bei Tauwetter Gedanken zur Jahreszeit

Tauwetter ist grauschwarz, suppt und sifft.

Ich mag eigentlich kein Tauwetter. Es ist Mittelmaß. Nicht heiß nicht kalt. Nicht fest nicht flüssig. Pippi Langstrumpf ohne Sommersprossen und Pferd. Wie das Wort „eigentlich“. „Eigentlich“ macht jede Tatsache relativ. Das Wort gehört zu den Füllwortern, Füllwörter sollte man streichen. Darum schreibe ich nicht über Tauwetter, kein Wort. Wie soll man über das Dazwischen auch schreiben? Eben, wenn man das „eigentlich“ weglässt, muss man es direkt aussprechen: Tauwetter ist für sich allein betrachtet doof.

Bei Tauwetter rauscht das geschmolzene Wasser. Die Flüsse steigen über die Ufer, überschwemmen, füllen Keller. Das Wasser nimmt Geröll mit, Schmutz und Dreck. Es fließt aus allen Richtungen, von oben nach unten. Zurück bleiben graue, matschige mit Erde vermischte Schneereste. Tauwetter nimmt Dreck mit, hinterlässt Dreck.

Es gibt Länder, in denen kommt der Frühling fast über Nacht. In Moskau zum Beispiel mutet es wie ein Wunder an, wenn binnen weniger Tage die schwarzen Flächen neben den Straßen grün werden. Nach dem Winter besiedelt grün all den grauschwarzen Ruß.

Tauwetter leitet ein Wunder ein. mehr +

in Tipps & Meinungen